Geschichte bis 1899

Die Geschichte Espelns bis 1899

Das Schicksal des Delbrücker Landes und damit auch der Bauernschaft Espeln wurde über viele Jahrhunderte von dem Fürstbistum Paderborn bestimmt. Im Jahre 1803 aber fand die fast 1000-jährige Geschichte der geistlichen Staaten ein Ende. Auf dem Reichstag in Regensburg wurde das Fürstbistum Paderborn dem Königreich Preußen zugesprochen. Die preußische Herrschaft endete allerdings schon nach 4 Jahren und französische Truppen zogen in Paderborn ein. Im Zuge einer neuen Verwaltungsorganisation wurde Ostenland, zu dem auch Espeln bis 1975 gehörte im Jahre 1808 selbständige Gemeinde, die zum Kanton Delbrück gehörte. Die Espelner Bürger waren schon seit langem bestrebt, im kirchlichen und schulischen Bereich größere Eigenständigkeit zu bekommen. Der Weg nach Delbrück und später Ostenland-Haupt zum Besuch der heiligen Messe war beschwerlich und zeitaufwendig.

altekapelleSo erbaute der Kolon Rodehuth im Jahre 1749 eine Christenlehrkapelle. Der Vikar in Haupt war zugleich für die Betreuung des Gemeindeteils Espeln zuständig. Zur Abhaltung der Christenlehre soll der Landkaplan von Delbrück aus hoch zu Ross hergekommen sein. Im Juli 1898 erhielten die Espelner in Folge eines Streits der Kirche in Ostenland-Haupt mit der bischöflichen Behörde um eine 2. heilige Messe quasi als lachende Dritte die Genehmigung, in Espeln selbst wöchentlich eine hl. Messe zu feiern. Am 18.8.1898 wurde die Rodehuth – Kapelle zu diesem Zweck benediziert.

Da die Kapelle bald zu klein wurde, begann man im Mai 1899 mit dem Bau der Kirche auf dem Grundstück, das von den Kolonen Höddinghaus und Meermeier, gen. Nadermann, gestiftet worden war. Die Freude über eine eigene hl. Messe in Espeln währte jedoch nicht lange. Der Vikar Salmen in Ostenland beabsichtigte im Jahre 1903 die gesamte politische Gemeinde Ostenland zu einer Pfarrei auszubauen. Espeln sollte zu diesem Zweck wieder eingegliedert werden.

 

 

 

 

1801: Lehrer Steffensmeyer an der Schule in Espeln angestellt.
1818: In Westfalen begann die Gemeinheitsteilung.
1824: Ein sehr milder, warmer Winter, am 25. März steht der Ölsamen in voller Blüte. Am 19. April war der Roggen in Ähren.
1829: Eine große Schweineseuche fordert ca. 200 Stück Vieh.
1831:
Eine neue Schule wird in Espeln gebaut und kostet ohne Hand- und Spanndienste 1.150 Mark.
1832:

Die Gemeinheitsteilung führt unter den Heuerlingen zu einer Rebellion. Die Huden (nicht eingezeunte Weiden), ein wirtschaftlich wichtiger Faktor in der damaligen Landwirtschaft, werden entsprechend der Berechtigung, die den einzelnen Höfen bis dahin zugestanden hatte, aufgeteilt. Die Heuerlinge gingen dabei leer aus. Eine Klage wurde bei Gericht wegen unzureichender Begründung abgewiesen.

1833: Auf Johanni (24. Juno) so ein schweres Gewitter, wie es noch nie dargewesen war. Hagel zerschlug sämtliche Früchte und viele Fensterscheiben. Ein großer Teil der Gänse auf dem Brache tot. Das Schlagholz verlor sein Wachstum.
1838: In der Gemeinde Ostenland gibt es 264 Wohnhäuser, 198 Kolonatsbesitztümer und 66 Heuerlinge. Seelenzahl 1.606 Haupterwerbserlös: Hanfbau und Schweinezucht.
1844: Vorsteher der Gemeinde ist Heinrich Krukenmeyer. Als Gemeindeverordnete wurden ihm beigestellt die Kolone Hermann Relard und Heinrich Rodehuth aus dem Vollmeierstand, der Kolon Hosse aus dem Halbmeierstand, die Kolone Kuhlmeier und Winkelmeier aus dem Viertelmeierstand und die Kolone Siegenbrink und Schiermeyer aus dem Sechzehntelmeierstand.
1845: Große Hungersnot.
1848: Wurden auf der Urwählerversammlung die Kolone Steffensmeier, Höddinghaus und Wieneke gewählt. Diese mussten zwei Tage später nach Paderborn und an der Wahl von zwei Abgeordneten mitwirken, einen für Berlin und einen für Frankfurt.
1856: Der Grundstein für eine neue Kapelle in Haupt (St. Josef) wurde gelegt. Alle Bürger wurden für die Hand- und Spanndienste und zu Zahlungen verpflichtet. Einige Krukenhorste Kolonatsstätten klagten dagegen und bekamen ihre Beiträge zurück. Die Kolone Rodehuth und Köhnhorn hatten sich nicht angeschlossen.
1857: Eine Kuh kostet etwa 40-45 Mark, ein sechs Wochen altes Ferkel 3-4 Mark, ein Zentner Wolle 33-44 Mark und ein Pfund Butter 7-7,50 Silbergroschen.
1862: Bei der Schule in Espeln wurden ein Stall und ein Brunnen gebaut. Die Königliche Regierung beschloss, dass die Gemeinde dem Lehrer Poll an der Schule in Espeln einen Morgen Ackerland anpachten musste. 20 Taler Entschädigung musste die Gemeinde zahlen, weil er Ackerland, Stall und Brunnen schon jahrelang entbehren musste.
1864 Am 16. August Primiz von Franz Köhnhorn in der Delbrücker Kirche. Das Primizmahl fand auf dem Hof Köhnhorn mit 120 Personen bei heiterster Stimmung statt. Während es bis jetzt 6 Schornsteine gab, sind es bedeutend mehr geworden. Bisher gab es 2 Kochmaschinen in der Gemeinde. Es sind aber jetzt mehr an die Stelle der Feuerherde getreten.
1870: Im Deutsch-Französischen Krieg waren zwei Gefallene zu beklagen: Georg Thiesmeier und Hermann Klute, Sohn des Heuerlings Klute bei Höddinghaus in Espeln.
1886: Lehrer Rasche, der 7 Jahre an der Schule in Espeln tätig war, wurde an der Schule in Haupt angestellt. In Espeln wurde ein neuer Lehrer namens Brockmann tätig, der gebürtig von Thüle kam.
1887: Preise: eine gute milchgebende Kuh kostete von 105-140 Mark, ein sechs Wochen altes Ferkel 10-12 Mark, Schweinefleisch und Rindfleisch je 100 Pfund etwa 40 Mark
1898: Die geistliche Behörde genehmigte Espeln eine heilige Messe am Sonntag in der Rodehuth Christenlehrkapelle.
1899: Im Laufe des Sommers hatte Espeln eine eigene Kapelle erbaut, in der nun die heilige Messe gelesen wurde. Durch die Verlegung der Messe nach Espeln ist ein großer Zwiespalt in der Gemeinde entstanden. Espeln hält sich kirchlich von Haupt getrennt. Um sich nun auch politisch zu trennen, stellten Espeln und Steinhorst bei der königlichen Regierung den Antrag auf Bildung einer selbständigen Gemeinde. Es wurden mit den Gemeindevorständen von Ostenland und Westerloh Verhandlungen geführt. Eine Einigung erzielte man jedoch nicht. Die Bischöfliche Behörde bestimmte einen Geistlichen, der zuerst in Espeln, dann in Steinhorst die heilige Messe liest.