Emsallee

Emser Kirchweg, Oberems, Unterems Emssiedlung, Emsallee,
An der Ems

Die Ems
Deines Loses Gedenk, o Wanderer!
Siehe, aus kleinen Quellen entsteh ich allhier,
ich, die gepriesene Ems.
Wenn, durch mächtige Flüsse geschwellt,
ich die Segel aufs Meer hin trug,
in den Weltozean tauch ich dann wieder hinab.
So entstehen aus kleinem Beginn die menschlichen Dinge,
steigen zu mächtigen Höhen,
sinken dann wieder zu Staub.

Ferdinand von Fürstenberg (um 1670)Schon vor mehr als 300 Jahren widmete der gelehrte Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg der Ems, deren Quellen in seinem Herrschaftsbereich lagen, einen tiefsinnigen Lobpreis in lateinischer Sprache. In den „Monumenta Paderbornensia“ (Paderborner Monumente, erschienen 1671 in Amsterdam) des Ferdinand von Fürstenberg finden wir eine Zeichnung von Georg Rudolphi. Sie zeigt das Emsland genau an der Stelle, an der heute die Autobahnbrücke das Emstal überspannt. Das Tal auf der linken Seite des Bildes ist das eigentliche Emstal, das Seitental rechts ist ein kurzes Trockental, das über den Steinweg hinaus
bis ins Hasendorf durch einen künstlichen Graben, den „Wildgraben“, verlängert wurde. Dazu passt auch der Jäger, der am unteren Bildrand beim Zielen auf ein Stück Wild zu sehen ist. Das zeichnerisch in der Landschaft eingefügte Denkmal mit dem Wappen des Landesherrn hat nie existiert. Es ist in der gleichen Form auf allen anderen Bildern der „Monumenta“ zu sehen. Für die Heimatgeschichte bedeutsam ist der Geländesporn auch ohne Denkmal, denn genau hier wurde vom Amt für Denkmalpflege vor Beginn der Bauarbeiten an der Autobahnbrücke ein steinzeitlicher Rastplatz freigelegt. Auf einem 8×10 m großen Rechteck fand man 20 cm unter der Oberfläche über 200 bearbeitete Feuersteinklingen, die der Jüngeren Steinzeit (ca. 3000 v. Chr.) zugeordnet werden. Ein Teil der Fundstücke ist in einer Vitrine im Hövelhofer Rathaus ausgestellt. In einer Tiefe von 80 cm an derselben Stelle stieß man auf eine Holzkohle und Brandspuren führende Schicht, die nach Radiokarbonmessungen der Universität Kiel ein Alter von 11 160 Jahren aufwies. Wir wissen nun, daß schon in der
Altsteinzeit Menschen an den Ufern der Ems gelebt haben. Den Römern war die Ems als Amisia oder Amasis bekannt. Sie erwähnen, dass
zwischen der oberen Lippe und der Ems, also in unserer Heimat, der Stamm der Brukterer (Bruchleute) wohnte.
Heute zieht es alljährlich Tausende zum Ursprung der Ems, die auch ohne ein steinernes Denkmal ein Naturmonument besonderer Art darstellt.
Der obere Teil des Emsquellengebietes im Naturschutzgebiet Moosheide gehört in einer Länge von 300 m zur Gemeinde Schloß Holte-Stukenbrock. Auf ihrem 370 km langen Weg zur Nordsee fließt die junge Ems ca. 10 km durch die Gemeinde Hövelhof. In dem etwa 500 m langen Quellbereich sickert des Wasser an zahlreichen Stellen aus der unteren Kante eines trogförmigen, ca. 10 m tiefen Tales hervor, das der Fluß in vielen Jahrtausenden seit dem Ende der Eiszeit in die Sandebene eingeschnitten hat. Die Talsohle im Quellbereich stellt in etwa die Oberkante der unter der Sanddecke liegenden eiszeitlichen Grundmoräne dar. Das Emstal setzt sich oberhalb der Quelle in einem weit in den Truppenübungsplatz reichenden Trockental fort, aber auch unterhalb der Quelle zweigen, vor allem auf der Südseite, malerische Trockentäler ab. In der Nähe des Autobahnparkplatzes befinden sich am Ausgang eines markanten Trockentales die sog. Hövelhofer Emsquellen, die sich in Zeiten starken Wasseraufkommens bis zu 10 m in das Trockental hinein verlagern. Westlich der Autobahnbrücke gewinnt das Emstal zunehmend an Breite, während die Höhe der Talböschungen ständig abnimmt. An der Bielefelder Straße überquert ein alter Senneweg die vom „Klumpsack“ kommende „Alte Bielefelder Landstraße“, die Ems. Das Bauernhaus am Übergang , der „Emskrug“ war in alter Zeit Gasthof und Poststation. Westlich der Bielefelder Straße, an der Unterems, geht das Emstal bald in die Ebene über. Am Mühlenweg, im Ortsteil Riege, stand am Nordufer früher die zum Oberramselhof gehörende „Ramselmühle“, ihr folgten in gleichmäßigen Abständen auf Hövelhofer Gebiet die alte Ölmühle an der Junkernallee und Bredemeiers Mühle am Vollmeierhof Bredemeier, im Ortsteil Espeln Bentlers Mühle. An der Südseite der Ems, gegenüber der Ramselmühle, befindet sich heute die Emssiedlung. Von 1932 bis 1945 stand hier ein Barackenlager, das zunächst vom Freiwilligen Arbeitsdienst, später vom Reichsarbeitsdienst belegt wurde. Im Jahre 1936 waren im „RAD-Lager“ 200 Arbeitsdienstpflichtige untergebracht. Bereits bis Ende 1936 wurden vom Arbeitsdienst beiderseits der Hövelrieger Straße 250 Morgen Heide
und Kiefernwald in Wiesen und Ackerland umgewandelt. Das natürliche Flussbett der Ems mit vielen Windungen und bruchartigen Ausweitungen wurde zwischen Emskrug und Gütersloher Straße rigoros begradigt und ausgebaggert. An der „Postbrücke“ in Espeln liegt am alten Detmold-Lippstädter-Weg einer der vier Weckerhöfe des Delbrücker Landes (s. Detmolder Straße). Eine Inschrift in den Eichenbalken verkündet stolz:

Hilger Jo, ton Haspelkamp hento.
Der Emsstrand hier mit seinem Sand
Ist lange nicht die schlechte Kant
Von unserem schön Westfalenland.In den Espelner Wiesen zeigt sich die Mannigfaltigkeit der Hövelhofer Landschaft besonders deutlich: Floß die Ems nur wenige Kilometer östlich inmitten 10 m hoher Talwände, liegt das kanalisierte Bachbett hier inmitten einer weiträumigen Wiesen-Landschaft. Die Ems fließt auf den Sandmassen, die sie im laufe der Jahrtausende an ihrem Oberlauf ausgewaschen und hier sowie auf ihrem weiteren Weg zur Nordsee
wieder abgelagert hat. Das Problem des wandernden Sennesandes hat die Anlieger seid jeher beschäftigt, führt doch mangelnde Unterhaltung des Bachbettes, d.h. regelmäßige Ausbaggerung und ständige Pflege der Dämme, zu weiträumigen Überschwemmungen. Um diese zu verhindern, mussten allein in den Unterliegerkreisen – Gütersloh, Warendorf, Münster – jährlich bis zu 40 000 Kubikmeter Sand aus dem
Bett der Ems ausgebaggert werden. Um die Kosten für diese sich jährlich wiederholende Ausräumung in Grenzen zu halten, wurden Sandfangteiche angelegt, nicht nur an der Ems, sondern an allen Sennebächen. An der Brücke der Emsallee befindet sich eine solche Anlage. Natürlich muß der hier abgefangene Sand von Zeit zu Zeit herausgebaggert werden. Er wird zur Aufschüttung des anliegenden Geländes oder zum Straßen- und Wegebau benutzt. Vom Sandfangteich verläuft unmittelbar am Emsufer bis fast zur Gemeinde- und Kreisgrenze der Dammweg „An der Ems“. Hier wird noch einmal deutlich, wie die Natur und der Mensch am Entstehen der heutigen Landschaft zusammengewirkt haben.
Mit freundlicher Genehmigung von Johannes Buschmeier, Quelle: Straßen und Wege in Hövelhof